Die Sportplätze

Zum Jahreswechsel 1920/21 hatte der Gemeinderat Bonlanden dem Turnverein einen Spielplatz in der Leinengrube zugeteilt. Dabei wurden ein paar Bedingungen aufgestellt: Zum einen sollte der Platz jederzeit von Schulklassen benutzt werden dürfen,

zum anderen hatte der Turnverein die Pflicht, jeden anderen Verein gegen eine angemessene Entschädigung den Platz auch nutzen zu lassen. Nach zehn Jahren sollte dann darüber entschieden werden, ob der Vertrag verlängert werden würde.

Die Nutzung des Platzes setzte große Planierungsarbeiten voraus, wie in einem Auszug des Gemeinderat Protokolls vom 28.3.1924 zu lesen war. Allerdings habe der Turnverein zu Beginn nur ein kleines Stück planiert und danach sei nichts mehr geschehen. Nun interessiere sich ein anderer Verein für den Platz und es müsse mit beiden Vereinen verhandelt werden. Vermutlich war das der 1. F.C. Pfeil, der für seine Fußball und Leichtathleten dringend einen Sportplatz benötigte, wie aus mehreren Schreiben aus dem Jahr 1924 hervorgeht. Ein Schreiben zeigt, dass die Sache bis vor das Amtsgericht in Stuttgart ging. So wie die des Straßenwärter A.D. Wilhelm Staiger, der sich beklagte, dass seine Wiese „Im See“ nicht nur von

Fußballspielern benutzt, sondern auch vollständig zusammengetreten worden war. Weder das Schultheißamt (Bürgermeisteramt), noch der Polizeidiener würden ihn in seinem Bemühen „diesen Unfug zu unterbinden“ unterstützen. So sah sich das Schultheißamt am 19. Juli 1924 gezwungen den Vorstand des F.C. Pfeil, Ernst Brenner, schriftlich darum zu beten „dafür Sorge zu tragen, dass in Zukunft fremdes Eigentum durch das Fußballspielen kein Schaden zugefügt wird“. Im gleichen Schreiben wird auch auf die Instandsetzung des Spielplatzes auf dem Haberschlai durch eine gütliche Übereinkunft mit dem Turnverein Bezug genommen.

Die aufgeführten Probleme zeigen, dass auch für die Fußballspieler ein eigener Sportplatz dringend nötig war. Im vierten Jahr seiner Existenz beschloss 1924 der 1. F.C. Pfeil dann sich einen Solchigen zuzulegen. Da die finanziellen Mittel nicht zur Verfügung standen, musste man nach Finanzierungsmöglichkeiten schauen. Zu dieser Zeit war dies über Verträge mit Brauereien möglich, wenn man sich verpflichtete über mehrere Jahre Bier abzunehmen.

Der 1. F.C. Pfeil versuchte es in Waldenbuch bei der Brauerei Karl Müller. Man war sich einig, dass nach ein paar „Halben“ sicherlich auch der Brauereibesitzer zustimmen würde. Der Plan ging auf: Die Brauerei lieh den Bonländer Fußballern das Geld,

so dass diese sich In den hinteren Rauhen, dem heutigen Industriegebiet von Bonlanden, einen Platz zum Fußballspielen kaufen konnten. Es wurden noch vier Pfosten in die Ecken und zwei Tore aufgestellt und schon konnte gekickt werden. Natürlich gab es

zur Einweihung auch ein großes Fest. Der Platzkauf hatte sich gelohnt: 1928 konnte der 1. F.C. Pfeil als Fußballmeister seiner Liga seinen ersten großen Erfolg feiern.

Aber es gab auch Probleme. Im Mai 1925 beklagte sich der Bauer Adam Hörz, dass die Fußballer und Zuschauer des F.C. Pfeil seine Wiese In den oberen Rauhen betreten und Schaden zugefügt hätten. Nun musste Vorstand Ernst Brenner persönlich die Verantwortung übernehmen, dass nur die den Fußballern überlassenen Wiesen bei Spielen betreten werden durften. Ansonst würde das „Polizei und Feldschutzpersonal“ Anzeige erstellen. Selbst der Württembergische Bauern- und Weingärtnerbund mit Sitz in Stuttgart schaltete sich ein. Sie forderten eine ungefähr drei Meter hohe Einzäunung des Fußballplatzes und hatten zusätzlich noch das Arbeits- und Ernährungsministerium informiert.

Im Jahr 1926 kam ein weiteres Problem: der Verein konnte die Grunderwerbssteuer nicht bezahlen. Nach einer Anfrage übernahm es die Gemeinde. Später gab es dann Überschwemmung durch ein Drenageunternehmen, durch das der Sportplatz

in Mitleidenschaft gezogen wurde. Wieder wurde die Gemeinde gebeten einzuspringen und Rohre ziehen zu lassen um die Flurschäden etc. auf dem Platz zu vermeiden.

Neun Jahre nach Kauf des Platzes kam die große Ernüchterung: Die neuen nationalsozialistischen Machthaber drohten damit den Platz zu enteignen, wenn sich der Bonländer Turnverein und der 1. F.C. Pfeil, nicht in einer neugegründeten Turngemeinde

vereinigen würden, was, wie schon vorne geschrieben, auch 1933/34 geschah. Die Baracke der Rot-Sport-Fußballer, die sich selbst aufgelöst hatten, wurde vom Sportplatz im Haberschlai In die Rauhen transportiert. Diese konnte nun als Umkleide genutzt werden, zum Waschen musste man jedoch zu einem nahegelegenen Bach gehen.

ln den 1930er Jahren wurden dann eine Weitsprunggrube und ein Kugelstoßplatz auf dem Sportplatz angelegt. So konnte man hier nun neben 60- und 100-m-Lauf, Speerwerfen, Schleuderball auch diese leichtathletischen Disziplinen betreiben. Tagsüber wurde der Platz auch von den Schulen benutzt. Trotz diesen Erneuerungen konnte man an das sportliche Engagement, vor allem in der Leichtathletik der 1920er Jahre, nicht mehr anknüpfen, da viele junge Leute zum Arbeitsdienst oder Wehrdienst verpflichtet wurden oder in der Hitler-Jugend waren und so dem Sport fehlten.

Fußball wurde allerdings noch bis weit in die Kriegsjahre weiter in einem Ligenbetrieb gespielt.

Auch nutzen Kinder und Jugendliche in ihrer freien Zeit den Sportplatz zum Kicken.

Nach Kriegsende kam aber schnell wieder Leben auf den Platz. Ab 1946 gab es wieder Freundschafts- und Pokalspiele, nachdem aus einer Tanne zwei neue Tore konstruiert worden waren. Der Sportplatz war nicht nur für den Sportbetrieb offen,

sondern er wurde auch für landwirtschaftliche Zwecke genutzt. Begehrt war in den Nachkriegsjahren besonders das Gras des Platzes, um die vielen Hasen und Ziegen zu füttern, die später in den Kochtöpfen landeten. Eine Vollversammlung des Sportvereins beschloss 1947 sogar, wer Gras bekommt. Für 10 Reichsmark bekamen schließlich zwei Mitglieder das Vorrecht. Kurz vor der Währungsreform zahlte man der Brauerei in Waldenbuch die restliche Schuld von 2800 Reichsmark.

Nachdem der Platz das völlige Eigentum des Vereins war, kam auch langsam der Sportbetrieb wieder zum Erwachen. Der Platz wurde für Wettkämpfe und Feste genutzt.

1949 zerstörte ein Brand den Umkleideraum in der Sportplatzhütte. Das letzte Geld in der Vereinskasse, 500 DM, wurde verwendet um sie wieder herzurichten und im Folgejahr wurde auch ein Stück Wiese dazugekauft. 1953 konnten dann die

ersten Meisterschaften der Fußballer nach dem Zweiten Weltkrieg ausgetragen werden. 1945/55 kam es zu einem weiteren Platzukauf und Platzsanierungen, d.h., der Höhenunterschied von 2,60 m zwischen den Toren wird auf 1,20 m reduziert. Dabei wurden gewaltige Erdmassen bewegt. Selbst amerikanische Soldaten halfen mit ihren großen Fahrzeugen beim Abtransport. Die Fußballspiele wurden in dieser Saison nach Plattenhardt verlegt. Dieses Unternehmen war wieder mit großen Unkosten (10.000 DM) verbunden. Erneut wurde das Geld von Brauereien zur Verfügung gestellt.

In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung von 1955 wurden die Vereinsmitglieder motiviert, den Sportplatz bis zum 60jährigen Vereinsjubiläum fertigzustellen. Dies sollte in vier Etappen geschehen, wobei die Funktionäre, die 1. und 2. Fußballmannschaft, die Turner und die Leichtathleten je eine Etappe zu übernehmen hatten. Dass der Plan aufging zeigte das 60-jährige Jubiläum bei dem auf dem Sportplatz Fußballspiele und Wettkämpfe aus dem Turnen und der Leichtathletik

ausgetragen werden konnten.

Allerdings wurde nur wenige Jahre später die Verlegung des Sportplatzes diskutiert, da die Gemeinde Bonlanden ein Industriegebiet benötigte. So entstand 1959 „im See“ ein Kultur- und Sportgelände. Der neue Sportplatz wurde 1960 mit

einem großen Fest eingeweiht. Die zwei Tore und die kleine Hütte In den Rauhen, lange das Wahrzeichen am Ortseingang von Bonlanden, mussten jedoch weichen, um für die Firma Herma Platz zu machen, die sich zu dem größten Arbeitgeber

Filderstadts mit ca. 1.100 Beschäftigten entwickelt hat. Heute ist kaum mehr vorstellbar, dass im Bonländer Industriegebiet mit seinen mittlerweile internationalen Firmen sich ein Teil des Sportlebens der Gemeinde abgespielt hat.

Der Sportplatz, an dem auch das Vereinsheim mit der Vereinsgaststätte gelegen ist, wurde 1995 an die Stadt Filderstadt verkauft. Der SVB kann ihn allerdings kostenfrei nutzen. Zehn Jahre zuvor war der Bau der Kleinspielfelder erfolgt und 1989

erfolgte die Umwandlung des Hartplatzes in einen Kunstrasenplatz. Auch zwei Weitsprunggruben und eine 100-m-Laufbahn, die leider nur für Trainingszwecke nutzbar sind, ergänzen unser Sportgelände. Es musste eingezäunt werden, um Missbrauch vorzubeugen, denn nicht nur einmal waren Scherben und leere Flaschen auf dem Gelände und im Sand zu finden.

Share by: